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Von Hightech zu Handwerkskunst

Der Sinterchair von Vogt+Weizenegger war 2001 der erste Stuhl, der im Selective Laser Sintering (SLS®)-Verfahren aus Polyamidpulver hergestellt wurde. Damals war es revolutionär, ein Objekt in dieser Größe 3D zu drucken.

2017 hatte Oliver Vogt die Idee den Sinterchair V, der zur Sammlung des Vitra Museums gehört, als Variante in Bronze herstellen zu lassen. Ich war von der Idee begeistert und unterstützte sein Projekt, indem ich den Sinterchair in Bronze für meine Sammlung in Auftrag gab. So konnte der Bronzestuhl 2017/2018 von der Kunstgiesserei Flierl in Berlin hergestellt werden. Oliver Vogt hat diesen Prozess für meine Dokumentation fotografisch festgehalten. So kann man den gesamten Herstellungsprozess mitverfolgen und sich ein Bild vom Aufwand machen, der hinter einer solchen Produktion steckt.

Zunächst muss der Sinterchair im SLS®-Verfahren erneut gedruckt werden. Zur Herstellung der Bronzeversion wird eine Negativform aus Silikon und Gips hergestellt. Von dieser wird dann ein Wachsmodell abgegossen. Um die Gussform für die Bronze zu erstellen, wird das Wachsmodell mit flüssiger Schamotte überzogen, die dann aushärtet. Die so entstandene Form wird erhitzt und das Wachs im “Lost-Wax-Verfahren“ herausgeschmolzen. Anschließend wird die Bronze in die Hohlform gegossen. Nach mehrtägigem Abkühlen wird der Metallguss aus der Form gelöst und und mit Hochdruck gereinigt. Anschließend bearbeitet und verfeinert der Ziseleur den Rohguss bis zur Perfektion. Um die schwarze Patina aufzutragen, muss die Bronze mit einem Gasbrenner erhitzt werden. Anschliessend wird der Stuhl mit einer seidenmatten Wachsversiegelung versehen. So wird aus dem einstigen Polyamid-Leichtgewicht eine über 35 Kilogramm schwere Sitzskulptur aus Metall.

Oliver Vogt beabsichtigte, den Sinterchair in Bronze als Kleinserie zu produzieren. Da der Aufwand aber viel grösser war als geplant, wird mein Exemplar wohl ein Unikat bleiben.